Kredit

Meine Verwandten hätten deinen Vater mit ihren Fragen nach seiner Arbeit bei der Polizei und mit ihrer Besserwisserei nur genervt.«

Zustimmendes Schweigen allerseits bestätigt, dass er recht hat. Und ich bin dankbar, dass mich Katerinas und Fanis’ dürftige Wohnungsausstattung
vor dem öden Kreuzverhör bewahrt hat.

Katerina geht in die Küche, um das Essen aufzutragen. Adriani springt hilfsbereit auf, doch Katerina bedeutet ihr, ruhig bei uns sitzen zu bleiben. Sie möchte alles alleine vorbereiten, und zwar nicht, um damit ihre Unabhängigkeit zu demonstrieren, sondern weil sie es nicht anders gewohnt  ist, seit sie nicht mehr zu Hause lebt. Adrianis Hausfraueninstinkt erfasst die Lage sofort, und sie lenkt ein.

Fanis führt uns auf den Balkon. Er ist zwar klein, aber einigermaßen breit. Mir fällt auf, dass der Balkon üppiger ausgestattet ist als die Wohnung. Inmitten von Bäumchen und Stauden stehen hier ein Marmortisch mit schmiedeeisernem Gestell, einige Gartenstühle mit Sitzkissen und ein kredit Liegestuhl.

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»Und wer kümmert sich um das alles?«, fragt Adriani.

»Katerina und ich im Verhältnis von eins zu drei«, antwortet Fanis mit einem Lachen.

»Was meinst du damit?«

»Einmal gießt Katerina, dreimal ich. Sie hat ja auch den Küchendienst übernommen, während ich nur den Frühstückskaffee zubereite.«

Als wir wieder ins Zimmer zurücktreten, ist der Couchtisch gedeckt, und Katerina trägt gerade den ersten Gang auf. »Das ist Artischockensoufflé«, erklärt sie leichthin, doch mit einem Seitenblick auf ihre Mutter. »Und danach gibt’s Kalbfleisch an Zitronensoße mit Reis.«

Adriani hält sich mit Bemerkungen zum Menü zurück und wartet geduldig, bis alles serviert ist und Fanis die Weingläser gefüllt hat. Gleich nach dem ersten Bissen kommen von Fanis und mir lobende Worte. Das Soufflé ist zwar leicht versalzen, aber angesichts der Tatsache, dass Katerina ewige Zeiten von Spaghetti mit Fertigsoße gelebt hat, ein kleines Wunderwerk.

»Bravo, liebe Katerina! Du hast kochen gelernt«, meint Adriani. Sie sagt nicht, das Essen sei lecker, sondern nur, dass Katerina kochen gelernt habe. Das kann in Adrianis Sprachduktus zweierlei heißen: entweder dass noch Jahre vergehen werden, bis sie eine gute Köchin ist, oder dass sie es trotz der Selbstlernmethode ganz gut hingekriegt hat.

»Wer hat dir das Kredit